Aus artenarm wird blumenbunt – 10 Hektar-Ansaat im BienenBlütenReich

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Das Westallgäuer Hügelland ist eine landschaftlich besonders reizvolle Gegend zwischen Bodensee und Illertal an der Grenze zwischen Baden-Württemberg und Bayern. Rund um Wangen i. Allg., Kisslegg und Isny prägen ausgedehnte Moore, Wälder, Bachläufe und fast ausschließlich Wiesen und Weiden die grünlandreiche Landschaft.

Ziel: Mit Partnern Wiesen wieder artenreicher gestalten

Leider sind diese Grünlandweiten zu überwiegenden Teilen durch intensive Bewirtschaftung mit Vielschnittnutzung und hohen Düngergaben sehr eintönig und artenarm ausgeprägt.

Seit einigen Jahren ist das NBL nun schon in der Region aktiv, u.a. mit den Projekten Buntes Grünland und Wiesenwert(s) Allgäu, um dies gemeinsam mit Partnern vor Ort zu ändern. Ziel ist es, die Wiesen wieder blumenbunter und artenreicher zu gestalten.

Flächenpartner Familie Jocham wertet Flächen wieder auf

Zu diesen Partnern gehört auch die Familie Jocham, deren Hof nördlich von Wangen liegt. Bereits seit einigen Jahren bewirtschaften sie die rund 19 ha arrondiertes Grünland um die Hofstelle als extensive Heuwiesen und ohne zusätzliche Düngung. Nun haben wir Anfang September im Rahmen einer Patenschaft in unserem Projekt BienenBlütenReich die erste Hälfte der Flächen am Hof Jocham mit einer Streifenansaat aufgewertet. Die zweite Hälfte soll kommendes Jahr folgen.

Aktiv eingebrachte Samen-Starthilfe

In diesen recht großräumig verarmten Landschaften reicht es nicht aus nur zu extensivieren. Es gibt keine Vorkommen der Arten blumenbunter Extensiv-Wiesen in der Nähe und die althergebrachten Ausbreitungshilfen, wie ziehende Viehherden oder Landwirte, die die Heublume aus dem Heuschuppen ausbringen, sind nicht mehr vorhanden. So können die Arten nur im Zeitraum von Jahrzehnten eventuell von selbst einwandern. Deshalb braucht es eine aktiv eingebrachte Samen-Starthilfe, damit sich die Wildblumenarten in diesem Lebensraum wieder als bedeutende Biodiversitätsbausteine einbringen können.

Frässtreifen mit gebietsheimischen Wildpflanzen-Saatgut

Dazu haben wir die alte, dichte Grasnarbe mit einer Umkehrfräse auf ca. 20 % der Fläche bearbeiten lassen und den Boden geöffnet, damit Keimlinge überhaupt eine Chance haben zwischen der bestehenden Vegetation aufzuwachsen. In diesen Frässtreifen haben wir nun gebietsheimisches Wildpflanzen-Saatgut von der Firma Rieger-Hofmann GmbH sowie Wildpflanzen-Drusch- und Bürstgut vom Landschaftserhaltungsverband Ravensburg (LEV RV) ausgesät. Letzteres wurde von den letzten noch bestehenden artenreichen Wiesen im Landkreis mittels Mähdrescher und so genannter Wiesenbürste (eBeetle) geerntet.

Anwalzen des ausgebrachten Saatguts sorgt für sicheren Bodenschluss

Gleich nach der Aussaat per Hand – angereichert mit Sägespäne und Sand zur einfacheren Handhabung des feinen Saatguts – wurden die Frässtreifen noch angewalzt. Dies ist besonders wichtig, damit ein sicherer Bodenschluss der Samen vorliegt. Nur so können sie sicher keimen und anwachsen. In den Frässtreifen sollen sich nun die Heuwiesen-Arten etablieren und gut gedeihen, damit sie selbst möglichst viele Samen produzieren und von ganz alleine die noch nicht artenreichen Bereiche der Wiese erobern und sich weiter ausbreiten. Bis hoffentlich in ein paar Jahren die gesamte Wiese blumenbunt und artenreich blüht.

Kostenlos abgerufen von: https://bluehende-landschaft.de/aus-artenarm-wird-blumenbunt-10-hektar-pflanzung-im-bienenbluetenreich