Aus Bienen-Highways wird neue Mähtechnik

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Vom Pilotprojekt zur Technikrevolution: Wie aus den Bienen-Highways neue Mähtechnik wurde 

Straßenrandbegrünung war lange Zeit ein Nischenthema – bis das Projekt Bienen-Highways ins Rollen kam. Heute, nur wenige Jahre später, ist nicht nur die Pflege von Straßenrändern in Bayern ökologischer geworden, sondern auch die Technik selbst hat sich verändert. Was viele nicht wissen: Die Entwicklung moderner, insektenfreundlicher Mähtechnik geht direkt auf die Initiative des Netzwerks Blühende Landschaft (NBL) und das Pilotprojekt Bienen-Highways zurück. 

Blühende Straßenränder als Korridore der Vielfalt 

Mit dem Projekt Bienen-Highways hat das Netzwerk Blühende Landschaft gemeinsam mit dem Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr gezeigt, was möglich ist: Straßenränder können zu wertvollen Lebensräumen und Vernetzungsachsen für Insekten werden – wenn sie richtig gepflegt werden. Was so einfach klingt, bedeutet in der Praxis: weg von radikalem Mulchen und Hin zu einer naturnahen Straßenrandpflege, die auf standortgerechte Blühmischungen und schonende Mahd setzt. 

Das Problem: die Mahd 

Schnell wurde im Projektverlauf deutlich: Die größte Herausforderung liegt nicht in der Einsaat, sondern in der dauerhaft insektenfördernden Pflege. Herkömmliche Mähtechnik ist für viele Insektenarten eine tödliche Falle. Was fehlte, war eine technische Lösung, die blühende Straßenränder nicht schreddert, sondern schont. 

Die Lösung: ECO1200 plus – eine Technik mit Geschichte 

Der aktuelle Rieger-Hofmann-Katalog 2024 widmet dem Thema „schonende Mähtechnik“ nun einen ganzen Beitrag – und nennt es beim Namen: Auf Anregung aus dem Bienen-Highways-Projekt entstand beim Unternehmen MULAG der erste Prototyp eines speziell entwickelten Grünpflegekopfs – der ECO1200 plus

Ökologische Straßenrandpflege mit insektenfreundlichem Mähkopf der Firma MULAG an Mäh-Zug Dr. Dirnhofer, Landesbaudirektion Bayern - NBL

Foto: Dr. Heinz Dirnhofer, Landesbaudirektion Bayern

Die Straßenrandpflege ist aus Ökonomisierungsgründen hochtechnisiert. Lange Zeit wurde aus Kostengründen gemulcht, um einen zweiten Arbeitsgang einzusparen. Das Schnittgut verblieb auf der Fläche, was zu Verfilzung und Nährstoffanreicherung und folglich weniger Artenreichtum geführt hat. Ausgehend von unserem gemeinsamen Projekt Bienen-Highways hat das bayer. Verkehrsministerium mit der Firma MULAG einen insektenfreundlichen Mähkopf entwickelt, der Insekten aufschreckt / wegfliegen lässt, die Pflanzen schneidet und das Material absaugt. Mit einem Heuen mit der Handsense ist es ökologische immer noch nicht vergleichbar, aber es stellt einen riesigen Fortschritt dar, den vor 5 Jahren noch jeder aus Ökonomiegründen für unmöglich gehalten hätte. Der Freistaat rüstet bei jeder Mähkopf-Neuanschaffung ab sofort alle Straßenbauämter mit einem insektenfreundlichen Mähkopf aus.

Diese Technik berücksichtigt entscheidende Faktoren: höhere Schnitthöhen (ab 7 cm), reduzierte Überfahrflächen, geringere Sogwirkung – und sie kombiniert das Mähen mit dem Abtransport des Mahdguts über einen Ladewagen. Das Ergebnis: Die Flächen verarmen ökologisch nicht, sondern entwickeln sich über die Jahre zu artenreichen Blühbiotopen. 

Von der Idee zur Marktreife 

Heute ist der ECO1200 plus voll am Markt etabliert. Weitere Hersteller ziehen nach. Die Technik ist nicht nur ein Erfolg der Ingenieurskunst, sondern auch ein Beleg dafür, wie ökologische Standards aus der Praxis heraus entstehen können – wenn Fachwissen, politischer Wille und Visionen zusammenkommen. Und genau hier liegt der stille, aber entscheidende Impact des NBL: Als fachliche Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Praxis und Politik war das Netzwerk maßgeblich daran beteiligt, dass aus einem ökologischen Pilotprojekt eine Technologieinnovation für den Naturschutz wurde. 

8.500 Hektar Potenzial für die Artenvielfalt 

Bayerns Staats- und Bundesstraßen bringen es auf rund 14.100 Kilometer Länge. Bei einer mittleren Breite der Seitenstreifen von drei Metern auf jeder Seite ergibt sich ein theoretisches Potenzial von über 8.500 Hektar Blühfläche. Das entspricht mehr Fläche als das Saarland an Wäldern besitzt. 

Wenn diese Flächen nicht nur begrünt, sondern richtig gepflegt werden, können sie zum Rückgrat einer bienenfreundlichen Infrastruktur werden. Das ist keine Vision mehr, sondern in Bayern bereits gelebte Realität – dank Bienen-Highways und der daraus entstandenen Impulse. 

Fazit: Technik folgt Vision 

Die Geschichte der blühenden Straßenränder zeigt exemplarisch, wie wichtig es ist, dass ökologische Ideen nicht nur gedacht, sondern umgesetzt und in Technik übersetzt werden. Die schonende Mähtechnik ist ein direktes Ergebnis aus dem Netzwerk Blühende Landschaft und dem Projekt Bienen-Highways – und sie wird in Zukunft einen wesentlichen Beitrag zur Biodiversität am Straßenrand leisten. 

Mehr Infos?!

Du willst mehr über das Projekt erfahren oder mitmachen? 
bluehende-landschaft.de/projekte/bienen-highways 

Weitere Infos zur Technik: 
www.mulag.de 

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Kostenlos abgerufen von: https://bluehende-landschaft.de/biene-highway-fortsetzung