Wer jetzt im zeitigen Frühjahr unterwegs ist und die Augen offen hält sieht überall Holz liegen: an Bahndämmen, Autobahnen, Landstraßen. Anfang des Jahres, wenn die härtesten Fröste vorbei sind ist die beste Zeit zum Gehölzschnitt. Und so schneiden Straßenmeistereien, Kommunen, die Bahn, die Autobahn GmbH und viele Landschaftsbaubetriebe Hecken, Waldränder, Straßenrandgehölze usw. Genau zu dieser Zeit. Und die entfernten Äste liegen sauber gestapelt am Straßenrand, zur Abholung bereit.
Biomasse am Straßenrand
Ich habe schon einige schimpfen hören über diese “Naturzerstörung” und mich immer um Aufklärung bemüht. Denn Sträucher und andere Gehölze brauchen ab und zu Rückschnitt, damit sie wieder wachsen können. Zudem bietet jeder Rückschnitt den niederen Pflanzen in diesem Jahr mehr Licht und damit auch hier eine Chance für mehr Blüten und Wachstum. Solange diese Rückschnitte nicht flächendeckend radikal, sondern rotierend stattfinden bietet diese permanente Veränderung in der Landschaft einer breiten Vielfalt an Pflanzen, Insekten und Vögeln neue Chancen und Wachstumsmöglichkeiten. Also: alles gut.
Aber schauen wir uns doch mal genau an, was liegt denn da nun sauber gestapelt am Straßenrand? Man kann es stark reduzieren und sagen: Biomasse. Und Biomasse ist immer gebundender Kohlenstoff. Die Gehölzpflanzen erweisen uns nämlich nicht erst, seitdem wir Menschen das Wort Klimakrise kennen, den kostenlosen Dienst, mit ihrer Photosysnthese das CO2 aus der Luft zu fangen, den Sauerstoff freizusetzen und den Kohlenstoff zu binden. Hier berteibt die Biodiversität selbst also immer schon Klimaschutz. Bitte mehr davon.
Normal, aber unlogisch
Was macht die Menschheit nun wohl mit diesem ganzen schönen, in Biomasse gebundenen Kohlenstoff? Der wird mit Dieseleinsatz zu einem Heizwerk gefahren und dort schnellstmöglich aus der Biomasse befreit und der Atmosphäre zugeführt. Er wird also verbrannt und es wird wieder CO2 daraus erzeugt.
Ein schönes Beispiel, wie normale für uns Vorgänge sind, die in Zeiten des Klimawandels völlig unlogisch sind.
Die Alternative: Pflanzenkohle
Doch ginge es anders? Ja klar! Durch Pyrolyse kann Biomasse zu Pflanzenkohle verwandelt werden, die den Kohlenstoff jahrhundertelang festhält und somit der Atmosphäre entzieht.
Die Pflanzenkohle kann in der Landwirtschaft in vielerlei Hinsicht nutzbringend eingesetzt werden. Am Ende landet die Pflanzenkohle im Boden, was die Landschaft dann nicht nur zum Kohlenstofffänger, sondern zur langfristigen Kohlenstoffsenke macht.
Und was passiert, wenn der Boden durch die Pflanzenkohle resilienter, besser und belebter wird? Ja genau, die Pflanzen wachsen umso besser und Gehölze können noch mehr CO2 in Biomasse verwandeln. Wenn wir das alles richtig managen können wir also mir artenreichen, blühenden Gehölzen die Artenvielfalt in der Landschaft fördern und gleichzeitig die Klimakrise bekämpfen. Wir lieben diese Perspektive und laden deshalb alle dazu ein, sich bei einem Klimagärtnerworkshop selbst zu informieren.

Leiter des Netzwerks Blühende Landschaft
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Kategorie:Allgemein