Dauerhafte Maßnahmen zur Kohlenstoffbindung
Stabilität statt Kompensation
Klima-Kompensationsmaßnahmen haben einen Nachteil: sie sind reversibel. Grünländer können umgenutzt, Moore wieder trockengelegt werden und Humus steht in einem permanenten Auf- und Abbauprozess. Unsere Ökosysteme sind klimatischen Veränderungen wie anhaltendem Trockenstress schutzlos ausgeliefert. Dann ist das mühevoll über die Jahre durch Photosynthese gebundene und gespeicherte CO2 plötzlich wieder frei und verstärkt die Klimaerwärmung weiter. Wäre es nicht himmlisch, den im Pflanzenmaterial gespeicherten Kohlenstoff in eine dauerstabile Verbindung zurückzuführen?
Pflanzenbiomasse neu gedacht
Pflanzenmaterial kann verrotten sowie verbrannt, fermentiert oder kompostiert werden. Bei jedem dieser Prozesse landet 60-100 % des im Pflanzenmaterial gebundenen Kohlenstoffes in Form von CO2 wieder in unserer Atmosphäre. Es sei denn, wir „verkohlen“ die Pflanzenbiomasse zu sogenannter „Pflanzenkohle“.
Als jahrhundertelange ackerbauliche Beigabe trug Pflanzenkohle zusammen mit Essensabfällen, Dung und Tonscherben wesentlich zur Entstehung einer sehr fruchtbaren, tiefschwarzen Erde bei: der „Terra preta“. Die Wirkungsweise von in den Boden eingebrachter Pflanzenkohle eröffnet ein wahres Feuerwerk an miteinander kombinierbaren Einsatzmöglichkeiten, von der Landwirtschaft bis in den Privatgarten.
Gesunder Boden – gesunde Blüten- und Bestäubervielfalt
Wir als Netzwerk Blühende Landschaft sind davon überzeugt, dass ein gesunder Boden auch eine gesunde Blütenpflanzenvielfalt mit sich bringt. Und diese wiederum kommt Biene, Mensch und Natur zugute. Durch den mit Pflanzenkohle erhöhten Wasser- und Nährstoffspeicher im Boden können die Pflanzen auch in niederschlagsarmen Zeiten noch Nektar produzieren, bekommen alle lebensnotwendigen Stoffe pflanzenverfügbar dargeboten und sind damit z. B. weniger anfällig für Krankheiten und Schädlinge.
Wir wollen gemeinsam und ganzheitlich Verantwortung übernehmen. Unser Netzwerk Blühende Landschaft möchte daher eine breite Anwendung der Pflanzenkohle als Teil der Agrarwende voranbringen und in das öffentliche und politische „Klima-Bewusstsein“ rücken. Dabei bauen wir auf unseren langjährigen Erfahrungen mit Blühpatenschaften und einem Netzwerk an Projekt- und Flächenpartnern auf. Im Folgenden zeigen wir ein paar Beispiele, wie unsere Projektpartner Pflanzenkohle in die Anwendung bringen – sowohl in „beladener“ (nährstoffreicher), als auch „unbeladener“ (purer) Form:
Grüngutkompostierung mit Pflanzenkohle
Grünschnittkompost des Hofes in 88682 Salem wurde über die Kompostsiebanlage mit Pflanzenkohle gleichmäßig gemischt, separat gelagert und in einer Grünschnittsammelstelle kompostiert. Später erfolgte die Ausbringung des Reifekompost-Pflanzenkohlegemisches auf eine Parzelle zur Aussaat von Kleegras. Die über das Pflanzenkohle-Kompostgemisch gebundenen Nährstoffe bleiben in den Böden in Reichweite der Wurzeln und werden weniger in die Umgebung ausgewaschen.
Stalleinbringung Pflanzenkohle: technische Einstreu in Stallungen
Eine händische Einstreu kam bei der Größe dieses Betriebes in 18311 Ribnitz-Damgarten/ Klockenhagen nicht mehr in Frage. Daher wurde die feuchte Pflanzenkohle über eine eigens umgebaute Sämaschine maschinell in die Stallboxen ausgeblasen, vom Vieh eingetreten und später über die Stroh-Mistausbringung auf die Felder gebracht.
Damit wird die Nährstoffverfügbarkeit für die Kulturpflanzen auf den Ackerböden verbessert und angrenzende Lebensräume werden weniger mit Nährstoffen überfrachtet. So können auch Pflanzen mit einer Vorliebe für nährstoffärmere Standorte wieder an Feldrändern gedeihen, spezialisierte Insekten versorgen und die Artenvielfalt insgesamt bereichern.
Viehmist-Kompost mit Pflanzenkohle: Nährstoffanreichung solidarisch nutzen
Die Anreicherung der Pflanzenkohle mit Nährstoffen fand in 72348 Rosenfeld über das direkte Einbringen in den hofeigenen Viehmist-Kompost statt. Die so mit Nährstoffen „beladene“ Pflanzenkohle wurde nach 5 Monaten Lagerzeit auf die Kartoffelparzellen des solidarischen Vereines eingebracht.
Tierfütterung mit Pflanzenkohle
Die Anreicherung mit Nährstoffen fand in 46147 Oberhausen über die Tierfütterung statt. Die durch den Darmtrakt angereicherte sowie mit Nährstoffen aus dem Tretmist „beladene“ Pflanzenkohle verbessert aufs Feld ausgebracht die Bodenfruchtbarkeit. Dies durch den Aufbau von nährstoffreichem Humus, die Erhöhung der Wasserbindekapazität und die Reduzierung der Nährstoff-Auswaschung beziehungsweise Nährstoff-Überfrachtung.
EM und Pflanzenkohle pur: Feldversuch mit Blühmischung
Dank ihrer extrem hohen Porosität kann Pflanzenkohle die fünffache Menge ihres Eigengewichtes an Wasser speichern, ist Träger für Nährstoffe sowie Habitat für Bodenbakterien und andere Mikroorganismen. In diesem Versuch in 72348 Rosenfeld wurde pure Pflanzenkohle mit EM bewässert, über einen Miststreuer händisch aufs Feld ausgebracht und danach eine mehrjährige Blühmischung angesät.