Landwirtschaft 5.0

Forschungsprojekt für ein Zusammenwirken von Klimaschutz, Landwirtschaft und Biodiversität

„Stell Dir eine Welt vor mit 100% erneuerbarem Strom, in der die Landwirte gutes Geld für Ihren Dienst im Kampf gegen den Klimawandel verdienen, dabei gleichzeitig Ihre Erträge steigern – und: viele Lebensräume für die Biodiversität bieten!“

Die Vision für eine echte Agrarwende

das Forschungsprojekt Landwirtschaft 5.0 gibt eine Perspektive für die Zukunft

Klingt zu gut, um wahr zu sein, nicht? Tatsächlich sind aber die einzelnen genannten Aspekte für sich völlig unstreitig, hier ein kleiner Überblick:

Die Landwirtschaft bewirtschaftet die größten Flächen (ca. 50% des Landesfläche Deutschlands) und hat deshalb die beste Position, die Biodiversität in der Breite signifikant zu fördern.

  • Diese riesigen Flächen sind in ständigem Austausch mit der Atmosphäre und damit direkt mit dem Klima verbunden. Mit diesen Flächen kann man dem Klima schaden oder man kann sie nutzen, den Klimawandel zu bekämpfen.
  • 5% allein von den Ackerflächen würden ausreichen, um den gesamten Strombedarf der Bundesrepublik mit Solarstrom zu decken.
  • Agro-Photovoltaik hat in Modellen gezeigt, dass direkt unter Solarmodulen Lebensmittel nicht nur genauso gut angebaut werden können wie ohne Solarmodule – die Panels sorgen sogar in Hitzephasen für weniger Verdunstung und besseres Wachstum einiger Kulturen.
  • Um das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen müssen wir nicht nur Emissionen einsparen, sondern auch durch Negativemissionen aktiv gegensteuern. Wir müssen also CO2 aus der Atmosphäre wieder in den Boden bringen.
  • Das geht am besten in fester, ungefährlicher Form. Pflanzenkohle bietet sich dafür geradezu an, denn in Brasilien haben indigene Kulturen das über Jahrhunderte erfolgreich gemacht und dabei ganz nebenbei fruchtbare Böden für gesundes Pflanzenwachstum geschaffen (Terra preta).
Wir haben derzeit einen Fehler im System, der Landwirten, Klima und Biodiversität gleichermaßen schadet.
Im aktuellen Agrarsystem unvermeidbare Probleme – diese wollen wir durch ein komplett neues Konzept vermeidbar machen.

Projektdetails

Fünf Elemente in Landwirtschaft 5.0, die das ändern wollen:

Biodiversitätsstreifen

Biodiversitätsstreifen in Form von Blühstreifen und Grünlandstreifen sollen jeden Acker begleiten. So sind Lebensräume für Bienen, Hummeln & Co. integraler Bestandteil des Konzepts “Landwirtschaft 5.0”. Zudem stellen langgezogene Biodiversitätsstreifen an allen Äckern eine Lebensraumvernetzung bereit, anhand derer sich Pflanzen(samen) und Tiere durch die Landschaft hindurch ausbreiten können. Das Netzwerk Blühende Landschaft ist federführend bei der Konzeption dieser Biodiversitätsstreifen.

Biodiversitätsfördernde Biomassestreifen

An den Äckern sollen auch Gehölzstreifen stehen, die in einer Art Agro-Forst-System angebaut werden. Primäres Ziel dieser Randstreifen ist die Erzeugung von Biomasse zur Pflanzenkohleproduktion. Die Gehölzstreifen sollen aber so angelegt werden, dass sie sekundär auch als Lebensräume dienen und einen Beitrag zur Biodiversitätsförderung leisten. So finden Vögel hier Nistplätze und Insekten finden Blüten und Futterpflanzen für ihre Raupen. Das Netzwerk Blühende Landschaft leistet einen Beitrag hinsichtlich dieses Biodiversitätsaspekts der Gehölzstreifen.

Pflanzenkohle

Durch Verkohlung von Biomasse erhält man viele Möglichkeiten für den Klimaschutz. Gleichzeitig kann ihr Einsatz auf dem Acker als Bodenhilfsstoff auch vielfältige Auswirkungen auf die Biodiversität haben. Erste wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen eine Verbesserung der Wasserhaltekapazität des Bodens, eine Fixierung von Düngemitteln im Wurzelbereich der Pflanzen (statt Absickerung von Nitrat ins Grundwasser) und sogar eine Reduktion von Insektizid-Altlasten im Boden. Das NBL unterstützt die Forschungen an diesen Themen aus seiner ganzheitlichen Perspektive heraus. Denn zu gesunden Blühflächen gehört immer ein gesunder Boden, aus dem die Pflanzen ihren Bedarf für die Nektarproduktion ziehen. Zudem hilft eine verbesserte Bodenstruktur allen Insekten, deren Larven sich unter der Erde Entwickeln.

Agro-Photovoltaik

Das Bremsen des Klimawandels ist ein zentrales Thema von “Landwirtschaft 5.0”. Dazu gehört es auch, ein Konzept zu liefern, wie der Energiebedarf zu 100% aus erneuerbaren Energien geliefert werden kann. Solarstrom ist bereits heute die billigste Art, Strom zu erzeugen. Das Problem: Freiflächen-Photovoltaikanlagen beanspruchen Fläche, die dann anderswo fehlt – sehr häufig in der Landwirtschaft. Das verschärft den Flächenmangel unserer Landwirte. Agro-Photovoltaik verbindet Stromerzeugung und Ackerbau auf ein und derselben Fläche. Dadurch stellt sie nicht nur potenziell genügend Ökostrom für alle zur Verfügung, sondern bremst auch den Zwang der Landwirte zu immer weiterer Intensivierung.

Agro-Elektromobilität

Man kann natürlich nicht einerseits Ökostrom erzeugen um das Klima zu retten und Boden und Grundwasser mit Pflanzenkohle verbessern, auf der anderen Seite dann aber mit Diesel-Verbrennungsmotoren über die Flächen fahren, auf der Lebensmittel erzeugt werden. Deshalb ist es nur logisch, dass das Konzept “Landwirtschaft 5.0” auch die Anwendbarkeit von Elektromobilität in der Landwirtschaft zum Ziel hat. Namhafte Agrotechnik-Hersteller beteiligen sich und steuern ihre elektrischen Landmaschinen bei.

Vorteile Landwirtschaft 5.0

  • Förderung der Biodiversität
  • Elektrischer Strom im Überfluss
  • Speicherung von CO2 als Pflanzenkohle im Boden
  • Reduktion von Emissionen in Luft und Wasser
  • (das Pflanzenkohle-Symbol zeigt, wo Pflanzenkohle Emissionen reduziert).

Was ist Pflanzenkohle?

Der ideale Boden: Terra Preta

Wenn man Holz, Laub, Gras oder weiteres Pflanzenmaterial ohne Sauerstoffzufuhr erhitzt, dann verbrennt es nicht, sondern es entsteht Pflanzenkohle. Das war in Europa die Arbeit des traditionellen Berufs des Köhlers. Im brasilianischen Amazonasbecken hat die indigene Bevölkerung über Jahrhunderte Pflanzenkohle zusammen mit Dung und weiteren Materialien eingesetzt, um ihre angebauten Pflanzen zu düngen. Die daraus entstandenen sehr nährstoffreichen, schwarz aussehenden Böden werden portugiesisch „Terra preta“ genannt. Diese Böden haben drei Eigenschaften, die wir heute dringend brauchen:

1. Sie sorgen für eine gute Bodengesundheit und viele Bodenorganismen,

2. Sie erhöhen die Erträge ohne Kunstdünger,

3. Sie speichern riesige Mengen Kohlenstoff aus der Atmosphäre, dienen also als CO2-Senke.

Genau dieses bewährte Prinzip macht sich Landwirtschaft 5.0 zunutze.

Was macht das NBL im Projekt?

Zugegeben: das Projekt Landwirtschaft 5.0 dreht sich sehr viel um High-Tech, Klimaschutz und Emissionen. Warum engagiert sich das NBL nun darin? Nun, abgesehen davon, dass unsere Ziele einer Förderung von Bienen, Hummeln & Co. untrennbar mit dem Klimawandel und mit der Landwirtschaft verbunden sind, sehen wir auch großes Potenzial in einem neuen Landwirtschaftssystem für unsere konkreten Themen rund um Blühflächen, Grünland und Landschaftsstrukturierung. Viele Partner und Mitglieder des Netzwerks Blühende Landschaft haben große Expertisen in diesen Gebieten, die wir gerne beisteuern, damit die Förderung der Biodiversität ein ganz zentraler und tief integrierter Bestandteil der Landwirtschaft 5.0 ist. Das NBL und Mellifera e.V. sind mit ihren ganzheitlichen Weltanschauungen seit jeher fest davon überzeugt, dass es nicht ausreicht, an einzelnen Symptomen des Insektensterbens herumzuschrauben. Vielmehr müssen wir das große Ganze sehen. Dazu gehört für uns auch immer schon, dass die kleinen, umsichtig wirtschaftenden Landwirte die größten Leistungen für Bienen, Hummeln & Co. bringen und dass diesen Betrieben eine nachhaltige Lebensgrundlage zusteht. In diesem Forschungsprojekt werden unsere Anliegen für die Insekten mit vielen anderen Problemlösungen zu einem stimmigen System verbunden. Deshalb leisten wir gerne unseren Beitrag. Sie auch? Bringen Sie ihre Expertise über uns in das Projekt ein oder unterstützen Sie unsere ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter beim Vorantreiben des Projekts durch eine Spende oder Mitgliedschaft.

Es kann nur mit der Landwirtschaft gelingen

Das Konzept Landwirtschaft 5.0 kann die Landwirtschaft revolutionieren. Dies soll jedoch nicht gegen, sondern mit den Landwirten und für die Landwirtschaft geschehen! Tatsächlich stimmen unsere Ziele völlig mit den Zielen des Zentralausschusses der deutschen Landwirtschaft von 2018 überein. Landwirtschaft 5.0 ist das System, mit dem diese Ziele erreicht werden können. Wir liefern hiermit die Konkretisierung dieser Ziele. Worauf warten wir?

Umsetzung der Ackerbaustrategie des Zentralausschusses der deutschen Landwirtschaft

Vergleich der Ziele und Maßnahmen mit Inhalten des Projekts “Landwirtschaft 5.0”

  • Die Versorgung mit hochwertigen Nahrungs- und Futtermitteln sowie nachwachsenden Rohstoffen sichern
  • Die Ackerbausysteme unter Beachtung der Fruchtfolge und der Sortenwahl so gestalten, dass Krankheiten und Schädlinge eingedämmt und Risiken des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln weiter reduziert werden
  • Die Fruchtbarkeit von Böden und Bodenstruktur erhalten und verbessern
  • Den Bedarf der Kulturpflanzen an Nährstoffen decken und die Effizienz der Düngung weiter verbessern
  • Sich an Klimaveränderungen erfolgreich anpassen, die eigenen Treibhausgasemissionen reduzieren und einen Beitrag zur Vermeidung von Klimagasen durch den Anbau und die Verwendung nachwachsender Rohstoffe und von Bioenergie leisten
  • Die Vielfalt der Kulturlandschaft und die Biodiversität fördern
  • Die Wettbewerbsfähigkeit des Ackerbaus erhalten und verbessern, sowie den Ackerbau besser gegenüber Vermarktungsrisiken absichern
  • Weiterhin einen Beitrag zum Zusammenleben im ländlichen Raum leisten

Partner in diesem Projekt

Logo der Uni Freiburg
Logo der Uni Hamburg
Logo der Stadt Offenburg
Logo der Hochschule Geisenheim

Projektregion

und Forschungspartner

  • Ortenau mit 15 Landwirten, 15 Demonstrations- und Forschungsäckern
  • Stadt Offenburg mit kommunalen Grünflächen

Forschungspartner
Ithaka Institut, Hochschule Geisenheim, Universität Freiburg, Universität Hamburg, Fraunhofer Institut ISE, Fraunhofer Institut UMSICHT, Netzwerk Blühende Landschaft, Hochschule Rottenburg, Björnsen Beratende Ingenieure, Institut für ökologische Waldforschung

Gremien und Partner

Projektbeirat

  • Demeter
  • Bioland
  • Naturland
  • LBVH Freiburg
  • Fachverband Pflanzenkohle
  • BW Bank
  • Energy Watch Group

Weitere Partner in diesem Projekt

Technische Projektpartner, Multiplikationspartner, Steuerungsruppe

Technische Projektpartner

Apollon Solar, Solar-Fabrik, E-Werk Mittelbaden, Badenova, Carbuna, AGCO Fendt, VTGreen, Climeworks, BayWa r.e.

Multiplikationspartner vor Ort

Xenoplex, OG, MSG

Steuerungsgruppe

Hochschule Offenburg, Lehrbereiche Hartmann, Jochum, Klöffer, Kray, Spangenberg, Staudt

Mehr zum Projekt

Das Konzept lebt vom Engagement einiger Visionäre in Hochschulen, Verbänden und natürlich von den Landwirten, die sich beteiligen. Unterstützen Sie den Weg zu einer Landwirtschaft als Klimaretter! Es muss noch viel geforscht werden, um überzeugende Daten zu erheben. In Fundraising-Kampagnen kann sich jeder einbringen, damit diese neue Landwirtschaft zur Realität wird.

Kostenlos abgerufen von: https://bluehende-landschaft.de/projekte/landwirtschaft-5-0