Sie halten Pferde in Eigenregie?

Sie lieben nicht bloß Ihre Pferde, sondern haben auch ein Herz für Bienen, Hummeln, Schmetterlinge & Co?

Als Pferdehalter*in haben Sie viele Möglichkeiten, mehr Natur auf Wiese, Weide und Paddock zu bringen. Damit fördern Sie nicht bloß heimische Insekten, sondern sorgen auch für mehr Wohlbefinden bei Ihren Pferden.

Die artenreiche Pferdeweide

Blumenwiesen als Pferdeweiden?

Auf Pferdeweiden lässt sich der Wunsch nach Blütenreichtum leider nur sehr begrenzt umsetzen. Pferdeweiden sind hohen Belastungen durch Tritt und Verbiss ausgesetzt, Bedingungen, die nur wenige, spezialisierte Pflanzenarten tolerieren.

Idealerweise sollte die optimale Zusammensetzung einer Pferdeweide zu etwa 75% aus Gräsern und zu je 10-15 Prozent Kräutern und Leguminosen bestehen. Beliebte Kräuter in Pferdweiden sind Spitzwegerich, Schafgarbe, Wiesenknopf, Wilde Möhre oder Wegwarte, denn sie sind nicht nur schmackhaft, sondern es wird ihnen auch positive Wirkung auf Magen, Darm und Atemwege zugeschrieben. 

Gerade auf Pferdeweiden, die intensiv genutzt werden, ist ein hoher Anteil der narbenbildenden Untergräser Deutsches Weidelgras und Wiesenrispe entscheidend für eine hohe Belastbarkeit der Grasnarbe und für eine hohe Regenerationsfähigkeit. Diese Gräser sind aber gegenüber Kräutern extrem konkurrenzstark, so dass eine Ansaat von Kräutern meistens keinen Erfolg hat.

Kräuter lassen sich auf Pferdeweiden am besten dort etablieren, wo die Grasnarbe gestört ist und offene Bodenstellen sind. Auf diese Stellen werden oberflächlich Samen ausgebracht und angewalzt. Der so eingesäte Bereich muss dann aber zumindest so lange von der Beweidung ausgeschlossen werden, bis die Kräuter blühen und aussamen konnten. Da Pferde selektiv fressen, fressen sie häufig die Kräuter als erstes weg. Erfolgreicher ist die Etablierung von Kräutern in Mähweiden, die nach der Blüte der Kräuter gemäht und erst anschließend beweidet werden. 

An jedem Pferdestall gibt es aber Bereiche, die sich für die Ansaat eines blühenden Saums eignen. Eine geeignete Mischung, die speziell zur Insektenförderung an Pferdeställen entwickelt wurde, ist die „Insektenfreundliche Pferdblühmischung“, die wertvolle Pollen- und Nektarpflanzen für Bienen, Hummeln & Co. enthält und deren Arten alle vollkommen ungiftig für Pferde sind. 

Pferde grasen selektiv und verbeißen sehr tief, daher macht es Sinn, einige Bereiche zumindest zeitweise von der Beweidung auszuschließen, um Blüten zu fördern. (Foto: L. Trein)
Blühender Saum entlang des Zauns. (Foto: L. Trein)

Von Blütenreichtum am Pferdestall profitieren neben den Pferden vor allem Insekten und Vögel.

Artenreiche Heuwiesen

Der gesamte Verdauungsapparat der Pferde ist auf eine lange Fressdauer, mit eher grobem, langsam verdaulichen Pflanzenmaterial ausgelegt. Gutes und für Pferde geeignetes Heu sollte daher eine relativ grobe Struktur und für die meisten Freizeitpferde einen eher niedrigen Energie- und Eiweißgehalt aufweisen. Dazu spielen neben Gräsern auch Kräuter eine wichtige Rolle in der Ernährung von Pferden.

Wiesen für gutes Pferdeheu werden meistens 1-2, maximal dreimal im Jahr geschnitten. Nicht alle Gräser, die man heute auf Mähwiesen sieht, sind dabei für Pferde geeignet. Insbesondere Deutsches Weidelgras und Wiesenschwingel sind für die Pferdeernährung eher ungeeignet. Für Pferde eignen sich zum Beispiel Wiesenlieschgras, Glatthafer, Zittergras, wolliges Honiggras, geknieter Fuchsschwanz, Schafschwingel und Ruchgras. Eine Aufwertung der Wiese durch Kräuter ist gut möglich. Dazu werden Streifen gefräst und entweder durch Mahdgutübertragung von kräuterreichen Spenderflächen oder Ansaat mit Kräutern aufgewertet. Versuche dazu haben wir in unserem Projekt „Buntes Grünland“ in Leutkirch im Allgäu durchgeführt. 

Kräuterreiche Wiesen liefern hervorragendes Pferdeheu. (Foto: U. Baumgartner)
Besonders naturverträglich ist die Mahd, wenn Teilbereiche stehengelassen werden. (Foto: U. Baumgartner)

Blühende Gehölze am Pferdestall

Gehölze dienen auf der Weide und dem Paddock als Schattenspender, Wetterschutz und Futter gleichzeitig. Äste, Blätter und Baumrinde gehören zum natürlichen Speiseplan von Pferden. Knospen, Blätter und Früchte enthalten Mineralstoffe, Spurenelemente und andere Vitalstoffe. Was den Pferden schmeckt, hilft auch Hummeln, Bienen, Schmetterlingen & Co. Eine appetitliche pferdegeeignete Hecke sollte im Frühling reich blühen und im Herbst entsprechend Früchte tragen. Darüber freuen sich dann auch die Vögel.

Als Schnittgut auf der Pferdekoppel verteilt, laden Äste ein zu Beschäftigung und Spielverhalten.

Bäume auf Koppeln bieten nicht nur Nahrung, sondern dienen, wenn sie größer sind, Schutz vor heißer Sommersonne. Für die Entwässerung feuchter Standorte eignen sich Pappeln, Erlen, Birken und Weiden. Letztere sind auch wertvolle Pollenquelle für viele spezialisierte Wildbienenarten.

Wildrosen wie Hundsrose oder Kartoffelrose bieten mit ihren ungefüllten Blüten reichlich Nahrung für Insekten, die Hagebutten sind dann im Herbst wertvolle Nahrung für Vögel, können aber auch an Pferde verfüttert werden. Weißdorn ist ebenfalls ein für Insekten wie für Pferde wertvoller Strauch.

Es gibt viele Möglichkeiten, Randbereiche am Reitplatz oder Paddock mit Gehölzen zu bepflanzen, so dass Pferde und Insekten davon profitieren. 

Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) wird von den Pferden nicht gefressen, dient aber als wertvolle Nahrung für Insekten und Vögel und bietet den Pferden Sonnen- und Wetterschutz. (Foto: L. Galfo)
Wenn Heu ad libitum gefüttert wird, werden Gehölze nur in geringem Umfang gefressen. (Foto: L.Trein)

Eine Auswahl vollkommen ungiftiger Gehölze, die durch ein Blütenangebot im Frühjahr und die Ausbildung von Früchten im Herbst Nahrung bieten für Insekten, Vögel und Pferde:

Brombeere (Rubus sectio Rubus), Gewöhnliche Felsenbirne (Amelanchier ovalis), Roter Hartriegel (Cornus sanguinea), Himbeere (Rubus idaeus), Wildapfel (Malus sylvestris), Wildbirne (Pyrus pyraster), Kornelkirsche (Cornus mas), Sanddorn (Hippophae rhamnoides), Schlehe (Prunus spinosa), Schwarzer Holunder (Sambucus nigra), Vogelkirsche (Prunus avium), Weide (Salix sp.), Weißdorn (Crataegus sp.), Wildrosen (Rosa sp.)

Weißdorn (Crataegus sp.)

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Sanddorn (Hippophae rhamnoides)

Sanddorn

Wildapfel (Malus sylvestris)

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Kartoffelrose (Rosa rugosa)

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Rote Johannisbeere (Ribes rubrum)

Rote-Johannisbeere

Weide (Salix sp.)

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Keine Bremsenfallen!

Ihr Beitrag zum Insektensterben

Eine Bremsenfalle besteht aus einem dunklen Ballon, einem hellen Netz und einer Fangdose. Das Funktionsprinzip: Der von der Sonne aufgeheizte Ballon täuscht den Bremsen einen warmen Körper vor. Sobald die Tiere merken, dass hier keine Nahrung zu holen ist, orientieren sie sich zum Licht, steigen nach oben und werden von dem Netz zur Fangdose geleitet.

Untersuchungen zeigen aber, dass nicht nur Bremsen in der Falle landen. Nicht selten ist es sogar so, dass der Beifang die Menge an gefangenen Bremsen deutlich übersteigt. So waren in einer der Studien lediglich 4% der getöteten Individuen tatsächlich Bremsen; der große Rest bestand aus Fliegen, Schmetterlingen und auch Wildbienen. Eine andere Studie kommt zu dem Schluss, dass “aufgrund des unselektiven Wirkungsprinzips sogar geschützte und vom Aussterben massiv bedrohte Arten in hohem Masse dezimiert werden“.

Vor dem Hintergrund des massiven Insektenschwundes ist von der Verwendung solcher Fallen daher dringend abzuraten. In einigen Bundesländern ist der Einsatz von Bremsenfallen innerhalb von Naturschutzgebieten, Nationalparks, den Kern- und Pflegezonen von Biosphärenreservaten, FFH-Gebieten und gesetzlich geschützten Biotopen verboten und außerhalb dieser Schutzgebiete auf bestimmte Zeiträume beschränkt.

Weiterführende Literatur:

Dr. Tanja Romanazzi: Pferdehaltung & Permakultur. Neue Ansätze für eine ökologische und wirtschaftliche Offenstallhaltung. Sudden Inspiration Verlag. ISBN 978-934441-89-7

Kostenlos abgerufen von: https://bluehende-landschaft.de/bluehflaechen/pferdehalter