Wildbienen
Was sind Wildbienen?
Als Bienen werden umgangssprachlich nur die wenigen Arten der Honigbienen bezeichnet (vor allem die westliche Honigbiene Apis mellifera). Deshalb hat sich für alle anderen Bienenarten der Begriff Wildbienen durchgesetzt. Bei deren Artenvielfalt wird es unübersichtlich: Etwa 20.000 Spezies sind weltweit in den Datenbanken der Biologen beschrieben.
In Deutschland wurden bislang etwa 588 Wildbienen-Arten von unterschiedlichen Autoren in Steckbriefen aufgeführt. Nach Paul Westrich „Die Wildbienen Deutschlands” (Ulmer 2018), sind aktuell 565 Arten sicher belegt.
Drei große Gruppen von Bienen werden unterschieden: kollektiv lebende Bienen, Solitärbienen und Kuckucksbienen. Maßgeblich dabei sind nicht äußerliche Kriterien, sondern die Art zu leben und den Nachwuchs zu organisieren. Demnach lebt die überwiegende Zahl der Bienenarten nicht im Staatenverbund, diese werden als Solitärbienen bezeichnet. Was wiederum nicht bedeutet, dass sie ihr komplettes Leben als Einsiedler verbringen. Manche bilden Brutkolonien mit Artgenossen, andere suchen gemeinsame Schlafplätze auf. Die meisten in Deutschland lebenden Wildbienenarten legen ihre Nester in Erdhöhlen an. Aber auch Hohlräume in Ästen, alten Baumstämmen oder Mauerspalten werden genutzt.
Weibliche Wildbienen sind beeindruckend ausdauernde und teilweise sehr „wählerische“ Pollensammler. Da sie nicht nur zur eigenen Ernährung, sondern auch zur Versorgung ihrer Brut unterwegs sind, ist die Taktzahl ihrer Blütenbesuche enorm hoch.
Polylektische und oligolektische Bienen
Allrounder und Spezialisten
Bienenarten, die auf ein bestimmtes Pollenangebot angewiesen sind, nennt man oligolektisch. Flexibler bezüglich der besuchten Pflanzengattungen sind polylektische Arten.
(Herleitung aus dem Griechischen: oligos = wenig / poly = viel / aus dem Lateinischen: legere = sammeln)
Sozial lebende Bienenarten wie Honigbienen und überwiegend auch Hummeln sind eher unspezialisierte Pollensammler. Ihre Flugzeit ist unabhängig von der Blühdauer bestimmter genutzter Pflanzen – ihre Lebenszeit als erwachsene Biene im Vergleich zu der solitärer Wildbienen deutlich länger.
Oligolektische Wildbienen zeigen dagegen zeitlich eine direkte Abhängigkeit zu ihren bevorzugten Pollenquellen. Sie sind nicht Bestandteil eines Volkes, sondern als Solitärbienen „allein“ mit den Nistarbeiten beschäftigt. Es gibt natürlich aber auch polylektische Wildbienen, die solitär leben. Alle solitär lebenden Wildbienen haben aber eines gemeinsam: Die Brut für die nächste Generation muss zusammen mit dem erforderlichen Pollenvorrat sicher untergebracht werden. Mit dem Ende der Blühzeit ihrer Blühpflanzen ist auch ihr Leben vorbei.
Wildbienen sind äußerst friedfertige Blütenbesucher. Die Gefahr, von einer Wildbiene gestochen zu werden, ist eher gering. Verschiedene Wildbienen-Arten besitzen einen Stachel. Allerdings können die zarten Stachel der Bienen die menschliche Haut kaum durchdringen. Zudem sind Wildbienen so sehr mit dem Sammeln von Pollen beschäftigt, dass sie sich für uns Menschen kaum interessieren.
Das können wir für Wildbienen tun
Mit gezielt ausgewählten Blühpflanzen, im Idealfall sind das unsere heimischen Pflanzenarten, können wir den Insekten ein reiches Angebot an Pollen- und Nektar bieten und damit einen großen Beitrag zu deren Schutz leisten. Denn viele Insekten verhungern, da sie auf ein bestimmtes Nahrungsangebot angewiesen sind, welches sie all zu oft nicht vorfinden. Zu viele Geranien, Hortensien, Rhododendren, Edelrosen, Bambus & Co. Wachsen beispielsweise in unseren Gärten – Pflanzen, die den Tieren keine Nahrung bieten.
Das können und sollten wir ändern, indem wir unsere Gärten, Parks und auch öffentliche Flächen mit heimischen Blühpflanzen und Gehölzen bereichern.
Ein paar Fakten zum Rückgang unserer Insekten:
In seinem 2017 veröffentlichten Agrar-Report fasst das Bundesamt für Naturschutz (BfN) zusammen:
- die Insektenbiomasse ist deutlich rückläufig
- auch Naturschutzgebiete sind betroffen (80 % Rückgang)
- Vögel, Fledermäuse, Kleinsäuger sind bedroht
- 41 % der Wildbienenarten sind bestandsgefährdet
(Entwicklung bezogen auf Deutschland über einen Zeitraum von 30 Jahren)
Zu guter Letzt könnten unsere Gärten und Grünflächen eine „neue Ästhetik” der Gartenkultur gut gebrauchen. Damit ist sicher nicht die Ästhetik der Schottergärten gemeint. Nein, es geht um die Bereitschaft, „Natur” mit all ihren Facetten wie Unordnung und Vielfalt, in unseren Gärten zuzulassen. Denn nur so können wir unsere Artenvielfalt erhalten und fördern.
Hier geht’s zur Handlungsempfehlung: Nisthilfen für Wildbienen
Hier geht’s zur Handlungsempfehlung: Ein Garten für Wildbienen
Wildbienen