Insektenfreundliche Flächenstilllegung

Mehrjährig

Vorübergehend stillgelegte Ackerflächen bieten eine hervorragende Möglichkeit, die Interessen der Landwirtschaft mit den Bedürfnissen der Blüten besuchenden Insekten wie Honigbienen, Hummeln und Schmetterlinge zu vereinen. Der Anbau von ausgewählten, reichhaltigen Blütenmischungen sorgt nicht nur für eine gute Stickstoffversorgung der Folgekulturen und bewirkt mit der Pflanzenmasse eine gute Humusbildung, sondern sichert vielen Blütenbesuchern das ganze Jahr über eine hervorragende Versorgung mit Nektar und Pollen.

Grundsätzliches

Gerade Stilllegungsflächen bieten bei sorgfältiger Anlage dem Landwirt die Möglichkeit, Blüten besuchende Insekten gezielt zu fördern und gleichzeitig sein wichtigstes „Kapital“, nämlich den Boden deutlich zu verbessern.
Die gezielte Auswahl von Blütenpflanzen, die eine große ober- und – noch wichtiger – unterirdische Pflanzenmasse bilden, führt zu einer deutlichen Humusbildung und fördert ein intensives Bodenleben. Zusätzlich können – wenn gewünscht – Leguminosen wie Kleearten, Erbsen, Wicken etc. einen reichen Stickstoffvorrat für die Folgekulturen ansammeln. So profitiert der landwirtschaftliche Betrieb und gleichzeitig entstehen wertvolle Lebensräume für Blütenbesucher und Wildtiere. 
Zudem wird unsere Kulturlandschaft durch Blühflächen sehr attraktiv und das Image der Landwirtschaft kann deutlich aufgebessert werden. 

Saattechnik und Saatbett

Vor der Saatbettbereitung empfiehlt sich eine gründliche mechanische Beikrautregulierung, vor allem wenn der Unkrautdruck hoch ist.
Das Saatbett sollte feinkrümelig vorbereitet werden. Nach der Ansaat sollte je nach Mischung gewalzt oder gestriegelt werden. Eine Aussaat im Frühjahr ist in der Regel günstiger als Herbstansaat. Bei Aussaat im Sommer oder Herbst sollte diese unter eine Deckfrucht (z.B. Hafer) erfolgen. Für einen guten Erfolg ist eine sorgfältige Saatbettbereitung und Aussaat unbedingt erforderlich. 
Die detaillierten Anbauempfehlungen für die einzelnen Saatgutmischungen sollten gründlich beachtet werden. 

Saatgut

Bei der Anlage mehrjähriger Bestände ist zu beachten, dass sich die Artenzusammensetzung vom ersten zu den Folgejahren umschichtet, also zuerst einjährige Arten Entwicklungsmöglichkeiten bekommen, die bei ausbleibender Bodenbearbeitung von mehrjährigen Arten abgelöst werden. Die Auswahl der Arten kann so erfolgen, dass in jedem Entwicklungsstadium des Pflanzenbestandes ein gutes Blütenangebot für Insekten zur Verfügung steht. Bei Saatgut mit Wildkräutern sollten diese aus gebietsheimischen Herkünften sein (Zertifizierungen siehe „Saatgutempfehlungen“ und „Naturgemäßes Saat- und Pflanzgut“). 
Bewährte Saatgutmischungen sind im Saatguthandel erhältlich (z.B. Mischung Blühende Landschaft, Veitshöchheimer Bienenweide, Lebensraum I, Kleegrasmischungen u.a.).
Es ist aber auch möglich, selber Mischungen zusammenzustellen. Es gilt: Je vielseitiger, desto besser (Bezugsquellen siehe Liste). 
Pflanzen, die in Stilllegungs-Gemengen von Bienen und anderen Blütenbesuchern gerne beflogen werden, sind u.a. alle Kleearten (Perser-, Inkarnat-, Alexandriner-, Weiß-, Horn-, Schweden- und Stein- oder Riesenhonigklee), weiterhin Phacelia, Buchweizen, Senf, Ölrettich und Kräuter wie Spitzwegerich, Kümmel oder Wiesenknopf. 
Besonders Esparsette und Bibernelle bilden ein umfangreiches Wurzelwerk und werden von Bienen sehr gerne besucht. In Kleegrasmischungen verschwindet der Rotklee in der Regel nach dem zweiten Winter. Um auch mit Klee-Gras länger als zwei Jahre eine sinnvolle Bodenbedeckung mit Blütenangebot zu erreichen, muss die Mischung daher möglichst vielseitig sein. 

Pflege

Ganz wichtig ist natürlich, dass die Pflanzen im Bestand auch blühen. Bei klassischen Kleegrasmischungen mit „normalem“, tetraploidem Ackerrotklee ist dies bei einem üppigen Aufwuchs und anschließendem Mulchen kaum der Fall. Hier führt ein spätes Mulchen nach der Blüte zu einem sehr dichten Mulch-Teppich, den der neue Aufwuchs nur mühsam durchdringt. In diesem Fall ist es wichtig, die Mulchschicht nach dem Anwelken mit einem Kreiselheuer zu lockern. Eine Alternative bieten Arten, die ihren Ertrag v.a. unter der Erde, also als Wurzel-Ertrag bilden. Beim Wiesenrotklee „Wiro“ etwa reicht es aus, den Bestand zweimal pro Jahr zu mulchen. Somit bietet er lange und ergiebige Blühzeiten im Jahr. 
Bei anderen Mischungen (z.B. Mischung Blühende Landschaft) reicht es, 1 x jährlich Teilflächen zu mulchen oder zu mähen, am besten abwechselnd im Vorfrühling und im Spätherbst um die Gefahr einer starken Wühlmausvermehrung zu mindern. Somit gewähren solche Flächen auch im Winter Deckung und Winterquartier für Wildtiere. 

Spätere Nutzung

Die Saatgutmischungen sind bei sachgerechter Verwendung so ausgelegt, dass bei sorgfältiger Anlage eine spätere Nutzung der Flächen ohne Unkrautprobleme erfolgen kann. Auftretende bzw. vorhandene Problemunkräuter können durch gezielte Mahd bzw. durch Mulchen oder händisch (Ausreißen) bekämpft werden. 

Kurzfassung

AUSSAAT-ZEITPUNKT
Bevorzugt Frühjahrsaussaat bis Ende Mai, aber auch Herbstaussaat möglich

SAATGUT
Bewährte mehrjährige Blühmischungen z.B. Mischung Blühende Landschaft, Veitshöchheimer Bienenweide, Lebensraum I, Kleegrasmischungen oder Eigenmischungen; je vielseitiger, desto besser!

SAATTECHNIK
Bevorzugt mit Sämaschine bzw. -kombination; sorgfältige Aussaat und geringer Unkrautdruck Voraussetzung für guten Auflauf und gleichmäßige Bodenbedeckung. Bei Mischungen, die Wildpflanzensaatgut enthalten, darf das Saatgut nicht eingearbeitet werden. Die Ansaat anwalzen um Bodenschluss zu gewährleisten.

SAATBETT
Gründliche Bodenbearbeitung erforderlich. Anbauempfehlungen der Saatgutfirmen beachten!

PFLEGE
Schnitt bzw. Mulchen nach der Blüte, üblicherweise reicht ein Schnitt oder einmal Mulchen pro Jahr auf einer Teilfläche, bei einzelnen Mischungen nicht nötig oder alle zwei Jahre ausreichend.

Weitere Informationen finden Sie auch unter „Landwirte können Bienen retten!“, „Mehrjährige Saatgutmischung Blühende Landschaft“ und „Saatgutvorschläge“.

Acker

Ackerwildkräuter erhalten und fördern
Insektenfördernde Maßnahmen im Erwerbsgemüsebau
Insektenfreundliche Blühstreifen
Insektenfreundliche Flächenstilllegung – einjährig –

Arbeitsumfeld

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Kostenlos abgerufen von: https://bluehende-landschaft.de/handlungsempfehlung/insektenfreundliche-flaechenstilllegung-2