Mischung Blühende Landschaft ist FAKT E8!

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Die Mischung Blühende Landschaft ist unter der Maßnahme E8 im FAKT Programm förderfähig

Dies schafft neue Möglichkeiten

Die Mischung Blühende Landschaft ist ab dem Frühjahr 2021 im baden-württembergischen FAKT-Programm unter der Maßnahme E8 förderfähig. Das bedeutet, dass Landwirte 730 € pro Hektar und Jahr erhalten, wenn sie diese Mischung auf ihren Äckern aussäen. Bisher war die Förderung mehrjähriger Blühbrachen in diesem Rahmen nicht möglich. Die Maßnahme E8 „ökologische Zellen“ schafft nun neue Möglichkeiten sowohl für die Artenvielfalt wie auch für die Landwirte in Baden-Württemberg!

Blumenwiesen und Blühbrachen im FAKT

Dass die Mischung Blühende Landschaft nun im FAKT-Programm unter der Massnahme E8 aufgenommen wird ist ein großer Gewinn für Biene, Hummel & Co. Bisher förderte das Land Baden-Württemberg auf heimischen Äckern hauptsächlich einjährige Blühbrachen. Diese Maßnahmen stehen stark in Kritik, da die bedrohten Zielarten kaum von ihnen profitieren. Aus diesem Grund engagiert sich das Netzwerk Blühende Landschaft seit vielen Jahren für eine ökologisch sinnvolle Ausgestaltung der Agrarförderprogramme. Um zu beweisen, dass dies möglich ist haben wir deshalb gemeinsam mit dem Saatguthersteller Rieger-Hofmann GmbH die Mischung „Blühende Landschaft“ erstellt. Diese haben wir in den letzten Jahren auf tausenden Hektar Ackerland über ganz Deutschland angewandt. Mit großem ökologischem Erfolg und der Zustimmung der Landwirte.

Aus der Sicht wildlebender Tiere sollte zwischen unterschiedlichen Blühmaßnahmen wie Blumenwiesen und Blühbrachen auf Ackerflächen streng unterschieden werden. Blumenwiesen entstehen entweder durch langjährige Beweidung oder durch regelmäßiges Mähen. Sie gelten als besonders wertvolle Lebensräume. Im FAKT Programm wird die extensive Pflege von Wiesen ebenso gefördert wie die Ansaat von Blühflächen auf Äckern. Blühflächen auf Äckern werden auch Blühbrachen genannt. Auch sie stellen eine gute Möglichkeit dar, um wieder mehr Blütenpflanzenvielfalt in die Landschaft zu bringen. Sie können wildlebenden Tieren in der ausgeräumten Landschaft temporär Lebens- und Nahrungsraum bieten. Wie wertvoll Blühbrachen auf Äckern jedoch tatsächlich sind, hängt von der verwendeten Blühmischung und der Standzeit der Maßnahme ab. Mehrjährige Mischungen  haben hier klare Vorteile gegenüber einjährigen Mischungen.

Blumenwiesen sind dauerhaft bestehende Grünlandstandorte. Sie entstehen durch Beweidung oder regelmäßiges Mähen. Blühbrachen hingegen sind temporäre Ansaaten auf Ackerflächen.

Einjährige oder mehrjährige Blühmischung auf dem Acker?

Welche Blühbrache die beste ist.

Einjährige Blühmischungen enthalten in der Regel vorwiegend konkurrenzstarke Kulturarten und sind eher artenarm bis mäßig artenreich. Sie werden meist zwischen April und Mai ausgesät und liefern hauptsächlich Nahrungsangebot für Honigbienen und weniger bedrohte Insekten. Sie werden im Herbst wieder umgebrochen und dann durch eine Folgekultur ersetzt. Dies ist zwar praktisch für die Fruchtfolge, fördert bedrohte Insektenarten jedoch nur geringfügig. Eine sinnvolle Anwendung finden einjährige Blühbrachen als streifenförmige Anlage zur Schädlingsbekämpfung in der Kultur. Mit einer speziell abgestimmten Zusammensetzung können Nützlingsinsekten so direkt zu den Schadinsekten an den Wirtspflanzen gelockt werden. Für eine erfolgreiche Umsetzung bedarf es jedoch einer Kombination mit mehrjährigen Rückzugsorten oder Blühbrachen in direkter Umgebung. Diese sind für die Fortpflanzung und Überwinterung der Nützlingsnsekten von großer Bedeutung. In dieser Anwendung können einjährige Blühbrachen signifikant positive Effekte auf den Schädlingsdruck aufweisen (“Nützlingsstreifen”, siehe Projekt Blüte-Biene-Nüztling) und die Notwendigkeit zur Anwendung von Pflanzenschutzmitteln teilweise stark herabsetzen.

Mehrjährige Blühmischungen, verfügen über andere Eigenschaften und haben eine viel höhere ökologische Wertigkeit. Mehrjährige Mischungen wie die Blühende Landschaft können bis zu fünf Jahre auf dem gleichen Acker verbleiben und müssen nicht umgebrochen werden. Dies ist ein großer ökologischer Vorteil. Etwa drei Viertel aller Wildbienenarten sind Bodenbrüter und benötigen offene und ungestörte Bodenflächen. Andere nisten in den hohlen Stängeln von abgeblühten Pflanzen. Die langen Standzeiten von bis zu fünf Jahren, der ungestörte Boden und die stehenbleibenden Pflanzenstängel sind deshalb für Wildbienen von großer Bedeutung. Für viele besonders kleine Wildbienen, welche nur einen Flugradius von bis zu 100 m haben, ist die Möglichkeit in unmittelbarer Nähe des Nahrungsangebots zu nisten essenziell. Besonders in strukturarmen Landschaften benötigt die Tierwelt Zeit, um neue Habitate für sich zu erschließen. Über eine Standzeit von mehreren Jahren kann sich somit sowohl das Artenspektrum entwickeln als auch die Populationsdichte einzelner Arten ansteigen.

Einen weiteren praktischen Nutzen mehrjähriger Blühbrachen stellt der geringere Arbeitsaufwand für die landwirtschaftlichen Betriebe dar. Bei einmaliger Aussaat kann bis zu fünf Jahre die jährliche AUK-Prämie in Anspruch genommen werden. Dies spart bares Geld, Zeit und Ressourcen. Im FAKT Programm wird gleichfalls die Massnahme E8 mit der Mischung Blühende landschaft bei einmaliger Ansaat für fünf Jahre gefördert.

Die Mischung Blühende Landschaft FAKT E8. Foto: L. Cremer
Blühaspekt der Mischung Blühende Landschaft FAKT E8 im dritten Jahr nach der Ansaat. Foto: C. Schleinitz

Gebietsheimische Wildpflanzen für Spezialisten

Warum sind Wildpflanzen für die Bienen wichtig?

Mehrjährige Blühmischungen, wie unsere „Blühende Landschaft“, haben noch einen weiteren Vorteil: Ihre Mischungszusammensetzungen sind vielfältiger und enthalten meist einen sehr hohen Anteil an Wildpflanzen. Viele wildlebende Bestäuber sind auf ihre natürlichen Nahrungsressourcen angepasst und daher auf Wildpflanzen spezialisiert. Mit einen Mengenanteil von 82,5 % beinhaltet die Blühende Landschaft überwiegend gebietsheimische Wildpflanzensamen, ergänzt um einige Kulturarten. Insgesamt sind über 40 verschiedene Wildarten und 13 verschiedene Kulturpflanzenarten in der Mischung enthalten. Bei einer Aussaatstärke mit einem Gramm fallen bis zu 700 Wildpflanzensamen auf einen Quadratmeter. Die Wildpflanzen überdauern den Winter als Rosetten oder unterirdisch und bieten bereits sehr früh im Jahr ein umfangreiches Nahrungsangebot. Viele Bienenarten sind bereits sehr früh im Jahr aktiv und haben nur einen kurzen Zeitraum, in dem sie Pollen für die Verproviantierung ihrer Brutnester sammeln. Durch die Vielfalt der enthaltenen Pflanzen liefern die mehrjährigen Mischungen während der gesamten Insektensaison Pollen und Nektar für eine Vielzahl auch hochspezialisierter Insekten.

Die Mischung Blühende Landschaft ist in vier Varianten für die jeweiligen Regionen Nord, Ost, Süd, West in Deutschland erhältlich. Sie enthält gebietsheimische Wildpflanzen entsprechend ihrer unterschiedlichen natürlichen Verbreitung und Anpassung an jeweilige Standorte. Dadurch säen wir nur Wildarten aus, welche die heimische Flora genetisch nicht verfälschen. „Gebietsheimisch“ bedeutet in diesem Kontext, dass die Ausgangspopulationen des Wildpflanzensaatgutes nur aus Ursprungsgebieten, die ganz oder teilweise in der jeweiligen Region liegen, kommen dürfen. Aufgrund der Vorgaben des Saatgutverkehrsgesetzes sind in der Mischung lediglich die Arten Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus), Hopfenklee (Medicago lupulina) und Rot-Klee (Trifolium pratense) als starkwüchsige Kulturformen enthalten. Die Verwendung dieser Arten als Wildformen ist derzeit nicht zulässig.

In mehrjährigen Blühmischungen haben jedoch auch Kulturarten ihre Bedeutung. Ein Großteil der zwei- und mehrjährigen Wildpflanzen wachsen im ersten Jahr nach der Ansaat nur spärlich und blühen dann erst ab den Folgejahren. Die Kulturpflanzen hingegen sind in der Regel durch einen raschen und gleichmäßigen Saatgutaufgang und Bestandsschluss gekennzeichnet. Sie helfen potenzielle Problemunkräuter zu unterdrücken und bieten bereits im ersten Standjahr ein buntes Blütenangebot.

Hainschwebfliege (Episyrphus balteatus) an Wiesen-Margertite (Leucanthemum vulgare). Foto: A. Heitmann
Schwarzkolbiger Braun-Dickkopffalter (Thymelicus lineola) an gewöhnlichem Natternkopf (Echium vulgare). Foto: A. Heitmann

Wann säht man mehrjährige Blühbrachen?

Ansaat der Blühenden Landschaft im Frühjahr und im Spätsommer

Unsere Mischung Blühende Landschaft bieten wir in zwei unterschiedlichen Varianten zur Aussaat im Frühjahr und im Spätsommer an. Beide Varianten der Mischung Blühende Landschaft sind als Massnahme E8 im FAKT Programm förderfähig. Die beiden Mischungsvarianten enthalten unterschiedliche Kulturformen. Die Wildblumenarten sind in beiden Varianten gleich. Jedoch sind sie entsprechend ihrer natürlichen Verbreitung unterschiedlich für die Regionen Nord, Ost, Süd, West zusammengesetzt. Die „Spätsommeraussaat“ hat den Vorteil, dass der Unkrautdruck im Herbst viel geringer ist als im Frühjahr. Außerdem bieten die Herbstniederschläge den Keimlingen ideale Bedingungen um sich zu etablieren. Die überwinternden Pflanzen sorgen dann im darauffolgenden Jahr bereits sehr früh für ein vielfältiges Blütenangebot. Die „Frühjahrsansaat“ eignet sich für Gebiete mit ausreichend Frühjahrsniederschlag und wenig Spätfrösten. Im ersten Jahr sind die Kulturarten mit ihrer Blüte im Sommer prägend und frieren dann im Winter üblicherweise ab. Im Folgejahr dominieren die ausdauernden Wildarten das Erscheinungsbild.

Eine pneumatische Sämaschine in Aktion bei der Aussaat der Mischung Blühende Landschaft auf dem Feld
Oberflächliche Aussaat mit pneumatischer Sämaschine Foto: LTZ Augustenberg

Wie viel Ackerfläche für die Biodiversität?

Ab diesem Frühjahr werden in Baden-Württemberg voraussichtlich die ersten Ansaaten der Blühenden Landschaft im Rahmen des FAKT-Programmes stattfinden. Im Jahre 2018 wurden mithilfe des FAKT-Programmes bereits 12.000 Hektar einjährige Blühbrachen gefördert; das entspricht etwa 1,5 % der gesamten Ackerfläche in Baden-Württemberg – immerhin. Um dem Rückgang der Artenvielfalt in der Kulturlandschaft entgegenzuwirken, bedarf es jedoch einer viel breiteren Anwendung hochwertiger Maßnahmen. Auf Ackerflächen spielen mehrjährige Blühbrachen wie die Blühende Landschaft hierfür eine sehr wichtige Rolle. Um die gewünschten Erfolge hinsichtlich des Artenschutzes zu erzielen, sollte der Umfang von mehrjährigen Blühbrachen auf mindestens drei bis sieben Prozent der gesamten Ackerfläche ausgedehnt werden; und zwar nicht nur in Baden-Württemberg, sondern deutschlandweit. 

Flächendeckende Umsetzung

Um dieses Ziel zu erreichen, ist die gesellschaftliche Akzeptanz und finanzielle Förderung dieser Maßnahmen unerlässlich. In unserem Projekt BienenBlütenReich zeigen wir seit mehreren Jahren praktisch auf, wie ein flächendeckender Ansatz zur Bewahrung der Bestäubervielfalt über ganz Deutschland aussehen kann. Wir befähigen und unterstützen teilnehmende Flächenpartner bei der Anlage wertvoller Lebensräume auf Ackerflächen, im Grünland und im innerstädtischen Bereich. Mit unseren Projektflächen möchten wir die Gesellschaft für das Thema sensibilisieren und die notwendige gesellschaftliche Akzeptanz schaffen. Auf lange Sicht muss jedoch die Politik den erforderlichen Rahmen entsprechend setzen und die Förderstruktur so ändern, dass Insektenschutz und Biodiversitätsmaßnahmen zum Standard werden. In Baden-Württemberg sind wir immerhin nun einen Schritt weiter.

Wir freuen uns daher besonders, dass unsere Mischung Blühende Landschaft endlich ihren Weg in das baden-württembergische Förderprogramm zur Bewahrung der Artenvielfalt gefunden hat.

Autor: Leon Wurtz
Titelbilder: C. Schleinitz, S. Böhler

Informationen zum FAKT-Förderprogramm

Genaue Informationen und Details zu den Förderkonditionen entnehmen Sie bitte den
Erläuterungen zum Gemeinsamen Antrag 2021 des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg

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Kostenlos abgerufen von: https://bluehende-landschaft.de/mischung-bluehende-landschaft-ist-fakt