Zuhause und im Privatgarten
Statt Monotonie: Bienenfreundliche Gärten für das eigene Heim
Der Garten stellt im Leben des Menschen seit Urzeiten einen besonderen Ort dar. Ob als Hortulus, Paradiesgarten, Refugium für Meditation, Ort der Heilung und des Schutzes oder schlicht als heimatliches Idyll: viele Kunstgemälde erzählen uns heute noch von seiner Bedeutung. Besinnen wir uns auf diese Werte und nutzen ihn als bienen- und lebensfreundlichen Aufenthaltsort.
Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und Co. sind insbesondere im Obst- und Gemüsegarten als Blütenbestäuber unersetzlich. Hier ist das wertvolle Zusammenspiel von Blüten besuchenden Insekten und dem Ertrag am deutlichsten sichtbar: Ohne die Bestäubung der Apfelblüten im Frühjahr durch Bienen, Hummeln und andere Wildbienen würde es Einbußen bei Qualität und Quantität der Ernte geben.
Allein in Deutschland gibt es 17 Millionen Gärten, vermutlich ebenso viele Balkone und zusätzlich noch 900.000 Schrebergärten. Genügend Möglichkeiten, mit einem nahrhaften Blütenbuffet den Artenschwund zu stoppen.
Jeder Quadratmeter zählt, und nur gemeinsam können wir etwas bewegen!
Pflegeleicht?
„Pflegeleichte“ Lösungen sind keine Alternative
In den letzten Jahrzehnten hat der Garten an Bedeutung verloren. Immer häufiger fällt das Argument „Zeitnot“, pflegeleichte Lösungen sind gefragt. So entstehen vermehrt sogenannte Schottergärten oder gar komplett versiegelte Beton- und Steinwüsten, die keinerlei Nutzen für Insekten oder andere Tiere bieten. Hinzu kommt, dass versiegelte Flächen das (Klein-)Klima beeinflussen, denn fehlende Bepflanzung kann einen Temperaturunterschied von einigen entscheidenden Graden ausmachen. Die zunehmend versiegelten Flächen stellen zudem ein großes Problem für die Kanalisation dar, die besonders bei Starkregen das Wasservolumen nicht mehr aufnehmen kann. Die Folgen sind vermehrt Überschwemmungen auch in den Städten.
Standardisierte Gartenanlagen bestehen heute meistens nur noch aus kurzgeschnittenem Rasen, vielleicht ein paar Schnitthecken und Metallzäunen. Auch hier sind Blühangebote rar, von Lebensräumen oder Nistmaterial für Insekten, Vögel und andere Tiere ganz zu schweigen. Wir müssen gegen diesen Trend vorgehen und ebenso in unserem privaten Umfeld die Verantwortung übernehmen!
Gestalten Sie Ihren Garten als einen erweiterten Wohnraum, in dem Sie sich aufhalten, erholen, spielen und naschen können. Schaffen Sie sich Lebensqualität und genießen Sie das satte Grün, die bunten Blumen und die vielen Tiere, die gemeinsam mit Ihnen den Lebensraum teilen werden. Wie auch immer Sie Ihre Grünfläche nutzen wollen, den Tieren hilft eine vielfältige Strukturierung. Denn dadurch entstehen Bereiche, die für viele gefährdete Wildbienen, Vögel und Kleintiere attraktiv sind.
Richtiges Rasenmähen
Das Insektensterben durch Nichtstun stoppen
Der erste Schnitt erfolgt frühestens Anfang Mai. Später wird den Nutzungsansprüchen angepasst alle 4 – 6 Wochen gemäht. Bei der Mahd sollten einige Blumeninseln stehen bleiben, um Insekten und Kleintieren einen Rückzugsort zu ermöglichen und die Versamung der Blüten zuzulassen. Der Ort dieser Blumeninseln kann über die Jahre variiert werden. Bei längerer Standzeit und entsprechend höherem Aufwuchs ist hier die Mahd mit einer Sense erforderlich, ansonsten wird der Blumenrasen mit üblichen Rasenmähern gemäht.
Das Schnittgut sollte bevorzugt abgeführt werden, um so den Boden abzumagern und die Artenvielfalt zu steigern. Ist der Boden eher nährstoffarm, kann eine Mulchmahd mit Rückführung an Nährstoffen durchgeführt werden. Sofern der Rasen trocken und das Schnittgut kurz ist und nicht verklumpt oder sich in einer Filzschicht am Boden sammelt, kann das Schnittgut in dem Falle auf der Fläche verbleiben.
Gehölze
Hecken und Wiesen werten Wohngebiete auf
Im Gegensatz zu Einfamilienhäusern werden die Außenanlagen von privaten Mehrfamilienhäusern und Blockbebauungen in der Regel durch Gartenarbeitskräfte oder Hausmeisterdienste gepflegt. Allgemeinflächen werden oft nur wenig von den Bewohnern*innen genutzt. Eintönige Grünanlagen mit monotonen Rasenflächen und wenig Strukturelementen beherrschen landauf-, landab das Bild von Wohnvierteln. Nur selten werten Hecken oder begrünte Zäune die Wohnumgebung ökologisch auf. Dabei würde ein Blumenrasen oder gar eine Blumenwiese nicht nur die emsigen Blütenbestäuber erfreuen! Ergänzt durch einheimische Sträucher und Hecken wäre das Naturerlebnis für Mensch und Tier perfekt.
Der erste Schritt einer Aufwertung beginnt aber erst einmal damit, dass man sein Lebensumfeld verändern will. Wohneigentümergemeinschaften und Verwaltungen müssen dann ihr Augenmerk darauf richten, wie diese Außenflächen für Mensch und Tier gemeinsam wieder wichtiger Lebensraum werden und somit auch die Wohnqualität steigern kann. Weniger mähen, weniger Sträucher schneiden bedeuten auch geringere Pflegekosten. Der bienenfreundliche Weg ist somit mit weniger Arbeit verbunden und lohnt sich auch noch finanziell.
Handlungsempfehlungen
In jedem Garten, ob groß oder klein, ob Gemüsegarten oder Ziergarten, gibt es zahllose Möglichkeiten, wahre Paradiese für Blütenbesucher zu schaffen.
Anregungen dazu finden Sie in folgenden Merkblättern, vieles lässt sich aber auch aus den Bereichen Landwirtschaft und Öffentliches Grün in den eigenen Garten übertragen.
Downloads
- Blumenwiesen für Bienen und Co. – Anlegen von Blühflächen im Spätsommer/Herbst; Erschienen in bienen&natur Heft 8/2017 www.bienenundnatur.de
- Damit die Saat gut aufgeht – Standortwahl und Bodenvorbereitung für Blühflächen; erschienen in bienen&natur Heft 11/2017 www.bienenundnatur.de
- Saatgutmischungen für die Frühjahrsansaat von Blühflächen; Erschienen in bienen&natur Heft 1/2018 www.bienenundnatur.de*
- Tipps zur Anlage einer Blumenwiese im Garten – Fotodokumentation des Netzwerk Blühendes Vorarlberg
Wer sich praktische Anregungen für einen besonders Insekten freundlichen Garten holen möchte, dem sei ein Besuch eines der Gärten aus dem Hortus-Netzwerk empfohlen. Mit großem Engagement hat Markus Gastl mit dem Hortus insectorum in Beyerberg (Bayern) den ersten, 7000 qm großen Schaugarten dieses Netzwerks gestaltet. Nach einem Drei-Zonen-Konzept (Pufferzone, Hot-Spot-Zone, Ertragszone) wird hier gewirtschaftet und gleichzeitig die Insektenvielfalt gefördert. Es gibt Führungstermine und Einblicke in diesen außergewöhnlichen Garten und viele andere im Hortus Netzwerk.
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